Einleitung

Das Berufsfeld der Technischen Kommunikation verändert sich und mit ihm auch die Aufgaben von Technischen Redakteur:innen. Das Kompetenzprofil als auch das Portfolio an Methoden und Werkzeugen ist breit gefächert, weshalb dieser Beruf immer mehr Bedeutung gewinnt und dennoch in Unternehmen häufig noch nicht gesehen wird. Egal wie wir sie nennen: Technischer Kommunikator, Technischer Redakteur, Content Designer, User Assistance Specialist oder Chief of Technical Communication … Allesamt sind sie heute nicht mehr „nur“ die, die Anleitungen und Handbücher verfassen.

Einige von ihnen sind UX-Writer. Personen, die in der Entwicklung tätig sind, die menschenzentrierte Informationen (auch genannt: Microcopy oder GUI-Texte) auf die grafischen Oberflächen digitaler Produkte zaubern. Doch wie gelingt der Wechsel von dem bzw. der Technischen Redakteur:in zum bzw. zur UX-Writer:in?

Wie immer: Durch Weiterbildung. 5 erste Tipps, die dir dabei helfen können, haben wir dir hier in unserem Artikel zusammengepackt.

Tipp 1: Verstehen, dass UX-Writing mehr ist als nur schreiben

Es ist ein Mix aus Empathie, Intuition und sauberer Analyse darüber, wie Nutzer:innen denken und sich verhalten. Es geht also nicht nur darum, komplexe Information verständlich, prägnant und nützlich zu verfassen, sondern vor allem darum, sich in die Menschen hineinzuversetzen und über den Tellerrand zu blicken. Wo kamen Anwender:innen her? Wo wollten sie hin und welche Information benötigen sie just in diesem Moment? Deine Aufgabe ist also mit Informationen zur richtigen Zeit, in der richtigen Menge sowie vor allem zur richtigen Zeit und am richtigen Ort bereitzustellen. Achja: die Krux – dein Platz auf der Nutzungsoberfläche ist begrenzt.

Tipp 2: Zusammenarbeit mit Designer:innen und Entwickler:innen intensivieren

Je nach Unternehmen, kämpfen viele Technische Redakteur:innen häufig als „One-(Wo)Man-Show“ oder kleines Team täglich damit, Informationen zu recherchieren und Wissen aus den Köpfen der Experten zu extrahieren.

Hier gilt: Silos aufbrechen, Kommunikation und Kollaboration fördern und Bewusstsein für die Mehrwerte dieser Arbeit erarbeiten. Information bzw. im weiteren Sinne, gute Kommunikation, ist wichtig. Ohne Kommunikation, keine positive Nutzungserfahrung.

Kleine Erleichterung: Was das angeht, hast du kein Weiterbildungsbedarf, Gleiches gilt nämlich auch für die UX-Wirter:in, wobei diese von vorne rein Teil eines Entwicklungsteams sein sollten. Es ist für diese Rolle essenziell, eng mit Designern und Entwicklern zusammenzuarbeiten, um sicherzustellen, dass GUI-Texte und UI-Design Hand-in-Hand gehen. Alles andere ist weder produktiv noch zielführend und zudem auch kostspielig.

Tipp 3: Weiterbildungen im Bereich User-Experience (UX-Design) und User-Interface (UI-Design)

Wer Texte für die GUI (Microcopy) schreibt und eng mit UX-Design und UI-Design kollaborieren soll, muss mitreden können und die Grundlagen von User-Experience- und User-Interface-Design, verstehen. Wie entstehen Customer-Journeys, welche Interface-Design-Systeme gibt es und welche psychologischen Aspekte spielen hier mit ein? Wer mit seinen Texten menschzentrierte Produkte herstellen und damit eine positive UX fördern will, muss das notwendige Rüstzeug mitbringen und verstehen, wie menschzentrierte Produkte abseits des Textes „entstehen“.

Denn eins steht fest: Intuitive UI ohne Text oder Text ohne UI isoliert betrachtet, führen beide nicht zu intuitiven, menschzentrierten Produkten mit positiver UX.

Tipp 4: Agile Arbeitsmethoden kennenlernen

Die UX-Writer:innen sind Teil des Entwicklungsteams, daher ist es sehr naheliegend dir zu empfehlen, dich in agile Arbeitsweisen einzuarbeiten. Agiles Arbeiten zeichnet sich durch einen flexiblen und iterativen Ansatz aus, bei dem Teams in kurzen Zyklen und mit regelmäßigen Feedback-Schleifen arbeiten, um ein Produkt kontinuierlich zu entwickeln und zu verbessern. Der Fokus liegt also auf einer engen Zusammenarbeit zwischen Entwickler:innen, Designer:innen, UX-Writer:innen und auch Kunden. Wenn du verstehst, warum das so ist, kannst du auch deine Textentwicklung als UX-Writer:in auf diese, oft kurzen und schnellen Iterationen, adaptieren.

Tipp 5: Portfolio aufbauen

Ein UX-Writing Portfolio hat gleich mehrere Vorteile, zum einen ist es dein Aushängeschild für potenzielle Arbeitgeber und ein Abbild deiner Fähigkeiten und der bisherigen Projekte, die du bearbeitet hast. Darüber hinaus baust du dir damit gleichzeitig ein eigenes Lookbook auf, welches du bei Schreibblockaden oder Ideenlosigkeit durchblättern und dich von deinen eigenen Werken inspirieren lassen kannst.

Mein Bonus-Tipp für dich: Du bist selbst täglich „unterwegs“ in digitalen Produkten. Halte Ausschau nach gut gelöster Kommunikation in diesen Produkten und erstelle Screenshots von Login-Dialogen, Fehlermeldungen, Formularen, Buttons, und Co. Sammel gute Formulierungen, Grammatik und Satzbaukniffe oder Metaphern in deinem Lookbook an und baue dir dein eigenes Nachschlagewerk für künftige Textprojekte auf.

Fazit

Der Wechsel vom Technischen Redakteur zum UX-Writer (gleiches auch in der weiblichen Form) ist nicht nur eine Frage des Schreibens, sondern auch des Verständnisses für Nutzer:innen und des Arbeitens im Team. Es gibt Gemeinsamkeiten und Unterschiede, vor allem, was das „Gesprächshafte Schreiben“ betrifft. Mit den richtigen Fähigkeiten und der richtigen Einstellung kannst du jedoch diesen spannenden Berufswechsel meistern und deiner neuen Aufgabe steht nichts mehr im Weg. Und falls du direkt durchstarten möchtest, haben wir unser Seminar UX-Writing Grundlagen in der Technischen Kommunikation, für dich!

Oder du startest fürs Erste mit weiteren Artikeln in unserem Blog zum Thema UX-Writing: