Gutes Terminologiemanagement im Unternehmen aufbauen
15.10.2020
15.10.2020
Im Kontext der Unternehmensterminologie kursiert weit verbreitet der Mythos, dass die Übersetzungsdienstleister die Unternehmensterminologie im Rahmen der Übersetzungstätigkeit aufbauen. Lassen Sie uns dies direkt zu Beginn des Artikels gleich mal klarstellen, das stimmt so leider nicht – auch wenn es in erster Linie schön klingt.
Übersetzer und Übersetzerinnen finden für Ihre quellsprachigen Benennungen fremdsprachige Benennungen. Aber sie bringen nicht zwangsläufig Ordnung in Ihr Wörterchaos, standardisieren es nicht, korrigieren auch nicht unbedingt Fehler und Inkonsistenzen in den quellsprachigen Benennungen (Ihre sogenannte Unternehmensterminologie). Das ist auch nicht der Job von Übersetzern und Übersetzerinnen. Eine Übersetzung kann nur mit viel Mühe und wachsamem Blick besser gelingen (gemeint ist hier im terminologischen Sinne) als der Ausgangstext es war.
Warum auch Sie ab sofort bewusst von einer eigenen, vereinheitlichten Unternehmensterminologie träumen werden, erfahren Sie daher heute und jetzt in unserem neuen Blogartikel.
Lesen Sie gerne weiter, falls:
Damit Sie verstehen, wovon ich in den folgenden Abschnitten schreibe und ich so schreiben kann, dass Sie mich verstehen, fange ich mit einer Begriffsdefinition des Wortes „Terminologie“ an. Denn es kommt oft vor, dass Kunden den Begriff falsch einordnen. Die nachfolgende „Definition“ stammt aus meiner Feder und ist bewusst äußerst grob gehalten. Korrigieren Sie mich, falls ich mich irre.
In Unternehmen mit einer großen Anzahl an Mitarbeitern und ggf. auch Niederlassungen im In- und Ausland sind zahlreiche Personen in die Texterstellung involviert. Diese Personen schreiben mit unterschiedlichen Schreibstilen und vor allem auch unterschiedlichen Schreibzielen:
In Unternehmen entsteht folglich jede Menge textlicher Inhalt, oftmals ohne allgemeingültige Schreibregeln oder einen gemeinsamen Wortschatz zu vereinbaren. Der kleinste gemeinsame Nenner war bisher die Ausgangssprache, Deutsch. Eine kollektive Terminologie dazu gibt es meist nicht.
Ein Trost: Alle Unternehmen haben das gleiche Problem. Einige haben es schon bemerkt und sind es angegangen oder haben sehr gute Lösungen entwickelt.
Was die meisten Unternehmen wissen:
Übersetzung & fremdsprachige Terminologie bilden eine Einheit.
Was die meisten Unternehmen vergessen:
Quelltext & quellsprachige Terminologie sollten das auch.
Naja, alle tun es. Dann wird es schon wichtig sein, oder? Und Sie wollen sich ja nicht abhängen lassen oder den Trend verpassen. Nein, so ist es nicht. Vielmehr ist es so, dass man sich ENDLICH verstärkt und mit dem richtigen Blickwinkel mit dem Thema Terminologie auseinandersetzt. Die Übersetzungsbranche tut dies für die Fremdsprache, alle Unternehmen und jede Technische Redaktion sollte dies für die Quellsprache tun. Denn: Die Quellsprache, in der im Unternehmen gesprochen und geschrieben wird, ist der einzig wahre Anknüpfungspunkt zur Vermeidung eines Wort-Kuddelmuddels. Wird Terminologiearbeit bei Ihnen grundsätzlich nur im Übersetzungsprozess betrieben, sollten Sie Ihre Prozesse überarbeiten. Terminologiearbeit sollte an der Basis stattfinden, dort wo das Produkt entwickelt wird und folglich entsteht!
Ihr Ziel: Selbständiges Terminologiemanagement
Wir helfen Ihnen heute also beim Umdenken: Schon Ihre Technische Redaktion sollte sich mit dem Thema Terminologie auseinandersetzen, nicht erst der Übersetzer!
Denn: Wer kümmert sich textuell um Ihre produktbezogenen Informationen, um die Pflege, die Weiterverarbeitung, die Bereinigung, die Verbreitung der Dokumentationen? Das Team der Technischen Dokumentation. Dieses sollte auch das unternehmensweite Terminologiemanagement mitbegleiten.
Ihr Ziel: Terminologiearbeit als Standard und Teilgebiet der Technischen Redaktion.
Benennen Sie die Dinge richtig beim Namen. Falls es unterschiedliche Benennungen für einen Namen gibt, entscheiden Sie sich für eine Variante.
Mehr zum Thema Varianten und Synonyme finden Sie übrigens auch hier: styrz.de/terminologie/
In Zeiten von Big Data und Metadaten, digitaler Weiterverarbeitung, vielen Informationsquellen und großen Nutzergruppen (unternehmensintern und -extern), sollte der Mehrwert einer sauberen Terminologie für Sie klar auf der Hand liegen.
Folgende Ziele können und sollen mit konsistenter Unternehmensterminologie erreicht werden:
Eindeutige Kommunikation im Unternehmen und zwischen den Partnern herstellen. Dazu werden Synonyme aus der Unternehmenssprache verbannt und Begriffe richtig benannt. „Historisch gewachsene“ Namensgebungen werden auf den Prüfstand gestellt. Die allgemeine Nutzerfreundlichkeit steigt erheblich. Wem würde das nicht gefallen?
Kundenfreundliche Sprache sprechen. Was bedeutet das? Einfach, präzise, informativ. Das kann ein Text oder eine Information nur dann sein, wenn die Wortwahl stimmig ist.
Terminologische Rückfragen sowie allgemeine Verständnisfragen zu Texten/Anleitungen/Produktinformationen/Softwareoberflächen etc. in erheblicher Weise reduzieren. Wir kennen das ja alle. Uns liegt eine Bedienungsanleitung vor und wir verstehen absolut nicht, was zu tun ist. Warum? Weil keine kundenfreundliche Sprache gesprochen wird (weder auf Wort- noch auf Satzbasis).
Rückfragen und Verständnisfragen im Übersetzungsprozess reduzieren. Hier gibt es meist zwei Szenarien, wenn die quellsprachigen Texte unstimmig sind: Entweder die Übersetzer/innen stellen zahlreiche Rückfragen und Sie haben extrem hohen Aufwand (siehe Punkt 5) oder aber die Übersetzer/innen resignieren inzwischen und stellen nicht mehr so viele Fragen. Das führt mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit zu Fehlern innerhalb der Übersetzungen.
Interne Übersetzungskosten (auch indirekte Übersetzungskosten genannt) senken. Rückfragen zur Übersetzung erzeugen teilweise enorme interne Aufwände (Recherchen, Korrekturen in den Quelldokumenten, Anpassungen im PIM oder CCMS o.Ä. etc.). Hakt es an der einheitlichen Verwendung/Schreibweise von Terminologie, sind die internen Kosten oft höher als die externen (messen Sie selbst mal Ihre Aufwände, um sich dies vor Augen zu führen).
Sicherstellen der Datenkonsistenz in den Quelltexten. In sehr vielen Unternehmensbereichen geht es seit Längerem darum, möglichst „strukturierte Daten“ zu verwalten, die digital weiterverarbeitet werden sollen. Bei der Erstellung von Fließtext kann dies nur über Terminologie als Basis und als einzig nachvollziehbarer, regulierbarer Faktor erfolgen. Stellen Sie sicher, dass nicht unterschiedliche Benennungen für dieselben Begriffe in unterschiedlichen Dokumenten verwendet werden. Strukturieren und standardisieren Sie Ihre terminologischen Daten.
Unabdingbar für Softwareprodukte: Sicherstellen der Konsistenz zwischen Benutzeroberfläche der Software und den Referenzdokumenten (Anleitungen, Hilfen etc. für den Bediener). Schaffen Sie eine terminologisch einwandfreie User-Experience für die Nutzer Ihres Produkts. Das Terminologiemanagement in der Quellsprache ist maßgeblich für gute Qualität im Lokalisierungsprozess der Fremdsprachen.
Einhaltung der Norm IEC/IEEE 82079-1, die einen verständlichen Text, klare Sprache, konsistente Terminologie und die Vermeidung von Mehrdeutigkeit vom Technischen Redakteur fordert. Sprachliche Gründlichkeit bei der Erstellung von Informationsprodukten bietet darüber hinaus mehr Sicherheit im Sinne der allgemeinen Produkthaftung.
Terminologiemanagement rechnet sich auch wirtschaftlich. Nicht nur, wenn Sie mit vielen Zielsprachen arbeiten, wenn Sie Wert auf Konsistenz und Tone of Voice legen, oder komplexe Themen behandeln. Wird Ihren Mitarbeitern die Suche nach Unternehmensterminologie vereinfacht, spart dies Zeit bei der Recherche und folglich Ressourcen und Kosten. Und die Motivation bei den Mitarbeitern, das Terminologiesystem zu nutzen, steigt.
Die Festlegung von Terminologie fördert grundlegend das Wissensmanagement im Unternehmen. Denn mit dem Aufbau einer Unternehmensterminologie reflektieren Sie umfassend über Begriffe, Definitionen und entsprechende Benennungen.
Sobald Sie selbst den Nutzen einer einheitlichen Terminologie verstanden haben, machen Sie Terminologie zu einem wichtigen Thema bei sich! Sie müssen folglich Bewusstein und Begeisterung für Terminologie schaffen.
Falls dieser Artikel Ihr Interesse geweckt hat, informieren Sie sich intensiv zu diesem Thema und tragen Sie dieses Wissen in Ihre Welt.
WIE der Aufbau einer gesunden Terminologie für IHR Unternehmen gelingen kann, das lernen Sie auch in unserem Grundlagenseminar „Terminologiemanagement 2:1“. Hier geht’s zu weiteren Informationen: Seminar | Terminologiemanagement 2 in 1
Eine aktuelle, konsistente und standardisierte Unternehmensterminologie zu besitzen ist ein großer Erfolg und ein Zeichen von Disziplin. Nirgends steht übrigens geschrieben, wie groß oder umfassend die Sammlung Ihres Firmenvokabulars sein sollte. Das ist deshalb cool, weil es bedeutet, dass Sie ganz klein anfangen können. Wenn Sie für sich entschieden haben, diese Herausforderung anzugehen, dann begeben Sie sich gerne mit uns auf die Reise. Wir zeigen Ihnen den zunächst holprigen, dann klarer werdenden Weg zum Ziel. Gemeinsam mit Ihnen steigen wir dort ein, wo Sie nicht mehr weiterkommen und unterstützen Sie auf Ihrem Weg zu besserer Terminologie.