Die Bedeutung von digitaler Barrierefreiheit für die Technische Dokumentation
24.10.2024
24.10.2024
Die Technische Dokumentation umfasst eine Vielzahl von Dokumenten wie Handbücher, Anleitungen, Benutzerhandbücher und Online-Hilfen, die dazu dienen, Benutzern bei der Installation, Verwendung und Wartung von Produkten zu unterstützen. Diese Dokumente sind für eine ordnungsgemäße Anwendung entscheidend und sollten daher für alle Menschen zugänglich sein. Für die Technische Dokumentation bedeutet dies, dass Informationen und Technologien so gestaltet sein müssen, dass sie von Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Einschränkungen problemlos genutzt werden können. Dabei schließt eine barrierefreie Dokumentation nicht nur physische, sondern auch digitale Barrieren ein.
Dies kann bedeuten, dass Texte in leicht verständlicher Sprache verfasst werden, dass Bilder mit alternativen Texten versehen werden, um sie für Menschen mit Sehbehinderungen zugänglich zu machen,oder dass multimediale Inhalte wie Videos mit Untertiteln oder Audiodeskriptionen versehen werden.
In vielen Ländern gibt es Gesetze und Vorschriften, die die Barrierefreiheit von digitalen Inhalten regeln. In Deutschland ist es das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG). Für Gebrauchsanleitungen sieht das BFSG im § 7 (3) und (4) folgendes vor:
Dabei beschreibt die Verordnung des BFSG (BFSGV) die konkreten Anforderungen für Anleitungen, die beispielsweise nicht auf dem Produkt selbst angebracht sind, sondern auf anderem Wege bereitgestellt werden:
Anleitungen müssen…
Für die Technische Dokumentation bedeutet das u. a., dass Formate bereitgestellt werden, die von Hilfstechnologien wie Screenreadern problemlos interpretiert werden können. Dies umfasst die Verwendung von strukturiertem Text, alternative Texte für Bilder, angemessene Kontraste für Text und Hintergrund sowie die Vermeidung von rein visuellen Inhalten, die für nicht-sehende Nutzer:innen nicht zugänglich sind.
Zudem sollte die Navigation durch eine Dokumentation so einfach wie möglich sein und Optionen für alternative Navigationsmethoden bieten, wie z. B. die Verwendung von Tastenkombinationen oder alternativen Eingabemethoden für Nutzer:innen mit motorischen Einschränkungen. Eine konsistente Struktur und Formatierung erleichtert es allen Nutzer:innen, sich in der Dokumentation zurechtzufinden und relevante Informationen schnell aufzufinden.
Inklusion soll sicherstellen, dass alle Menschen gleiche Chancen und Rechte haben, unabhängig von ihren individuellen Merkmalen oder Hintergründen. Auch die Technische Dokumentation muss an dem Prozess für eine aktive Teilhabe aller Menschen an der Gesellschaft mitwirken und dazu beitragen, dass niemand aufgrund von Barrieren ausgeschlossen wird.
Mit der zunehmenden Digitalisierung und der steigenden Bedeutung von Online-Kommunikation wird die digitale Barrierefreiheit in Zukunft noch wichtiger werden. Unternehmen, die frühzeitig in barrierefreie Technische Dokumentation investieren, sind für zukünftige Entwicklungen und Anforderungen besser gerüstet. Denn Inklusion fördert Vielfalt und ermöglicht es verschiedenen Perspektiven, Ideen und Fähigkeiten, zusammenzuarbeiten. Vielfältige Teams und Gemeinschaften sind oft kreativer und innovativer, da sie unterschiedliche Ansätze und Lösungen für komplexe Herausforderungen bieten können.
Indem alle Menschen Zugang zu digitalen Ressourcen haben, können sie ihr volles Potenzial entfalten und zur wirtschaftlichen Entwicklung beitragen. Daher ist es wichtig, die Barrierefreiheit von technischen Dokumentationen durch Tests mit Nutzer:innen mit verschiedenen Behinderungen zu überprüfen und sicherzustellen, dass sie tatsächlich für alle Menschen zugänglich sind.
Mittlerweile ist es unumgänglich, digitale Inhalte auch für KI-Technologien wie Chatbots barrierefrei zu gestalten. Denn Chatbots interagieren in der Regel über textbasierte Schnittstellen. Daher ist es wichtig, dass alle Inhalte, die von Chatbots erfasst werden sollen, in Textform vorliegen. Das bedeutet, dass Informationen nicht nur in Bildern, Videos oder Audiodateien präsentiert werden sollten, sondern auch als textbasierte Beschreibungen verfügbar sein müssen.
Die verwendete Sprache sollte auch hier klar, einfach und leicht verständlich sein, damit Chatbots die Informationen effektiv erfassen und interpretieren können. Komplexe Satzstrukturen, Fachjargon und unnötige Abkürzungen sollten vermieden werden.
Die Inhalte müssen auch für Chatbots durch Überschriften, Listen und Absätze logisch strukturiert sein, um die Lesbarkeit zu verbessern. Dies erleichtert nicht nur die Erfassung durch Chatbots, sondern auch die Navigation und das Verständnis für Benutzer mit unterschiedlichen Bedürfnissen.
Als Technische Redakteur:innen und Content-Ersteller:innen haben wir viele Möglichkeiten und auch die Verantwortung, barrierefreie Dokumentationen zu gestalten, die für alle Benutzer:innen zugänglich sind. Indem wir digitale Barrierefreiheit mehr in den Mittelpunkt unserer Arbeit stellen, können wir dazu beitragen, eine inklusive und gerechte Gesellschaft aufzubauen, in der Vielfalt geschätzt wird und alle Menschen die Möglichkeit haben, sich vollständig zu entfalten. Deswegen sollte Barrierefreiheit in der technischen Dokumentation nicht nur eine Option, sondern eine Selbstverständlichkeit sein. Denn letztendlich profitieren wir alle von einer Gesellschaft, in der jeder willkommen ist und gleiche Chancen hat, erfolgreich zu sein.