Denken wir an Bilder in der Technischen Dokumentation, denken wir selten an Bewegtbilder. Dabei können Videos Produkte lebhaft erklären, Schulungen aktiv unterstützen oder Leistungen der Kundschaft präsentieren.

Im Bereich des Social Medias haben Videos den übrigen Medien bereits den Rang abgelaufen, denken wir nur an die „Storys“ auf Instagram, die neuen „Shorts“ auf Youtube und eben auch die Plattform Youtube generell. Videos sind schlichtweg nicht mehr wegzudenken, ganz gleich ob im privaten oder im Business-Kontext.

Dabei können Videos mit Ton und Sprechtext sein, mit Musik, oder stumm. Videos können Modelle oder Zeichnungen zeigen, oder real handelnde Personen.

Zunächst einmal gibt es verschiedene Videotypen zum Beispiel:

  • Imagefilm
  • Recruiting Video
  • Erklärvideo
  • Werbespot
  • Kinofilm
  • Produktvideo
  • Messefilm / Eventfilm
  • Social Media Video
  • Vlog
  • Und viele mehr

Welche Videos in der Technischen Redaktion einsetzen?

Im Bereich der Technischen Kommunikation ist besonders das Erklärvideo relevant. Ein Erklärvideo kann komplexe Prozesse, Produkte oder Dienstleistungen auf das Wesentliche konzentrieren. Es sollte kompakt und prägnant sein.

Ein Erklärvideo, auch bekannt als Tutorial, hat das Ziel, der Zuschauerschaft zu vermitteln, wie etwas abläuft oder funktioniert. Wichtig ist die Botschaft! Dazu braucht es ein gut durchdachtes Storyboard, welches durch die Elemente Musik, Ton, Animationen oder Kameraaufnahmen aufgebaut wird.

Welche Arten von Erklärvideos gibt es?

Dabei kann ein Erklärvideo ganz unterschiedlich in seiner Form sein. Es kann komplett animiert sein, ob im Scribble-Stil oder mit 3D-Animationen.

 

Neben animierten Videos lassen sich auch Videoclips mit einer Kamera drehen. Dabei lassen sich Aktionen am Produkt direkt nachvollziehbar zeigen.

Gedrehte Videos lassen sich auch mit animierten Texten oder Bildern ergänzen. Die animierte Schrift ist gut lesbar und kann nach und nach eingeblendet werden (anders als selbst geschrieben Zettel im Video). Ein Erklärvideo kann auch ein Screencast sein.

Was ist ein Screencast?

B ei einem Screencast handelt es sich um die Aufzeichnung des Bildschirms eines Computers. Häufig wird ein Screencast unterstützt durch eine Sprachaufzeichnung (ein sogenanntes Voice-Over) oder gar Videoeinblendungen. Solche Screencasts können komplexe Software verständlich machen. Nutzende können neben dem Anschauen des Videos mitklicken und haben einen direkten Lernerfolg.

Die Kundschaft hat so außerdem die Möglichkeit, sich das Video immer wieder anzuschauen. Das gilt für jedes Video. Es ist eben on-demand und kann ihre Kundschaft zeitlich flexibel dienen.

Wo lassen sich Erklärvideos gut einbinden?

Das Internet ist der Schlüssel für zeit- und ortsunabhängige Informationsprodukte. Auch für Erklärvideos ist das Internet die beliebteste Plattform. Denken Sie an das bereits erwähnte Youtube – unzählige Tutorials.

Doch auch auf einer Unternehmens-Website lassen sich Videos sehr gut einbinden, um die Funktionalität der Produkte zu präsentieren oder Abläufe darzustellen. Darüber hinaus lassen sich Erklärvideos auch problemlos in Präsentationen oder Messestände integrieren. So bekommt die Kundschaft eine informative, aber unterhaltsame Abwechslung in den ihnen dargebotenen Inhalten. Komplexe Sachverhalte können auch an die breiteren Massen unterhaltsam und dennoch informativ vermittelt werden.

Wie viel Aufwand hat man mit einer Videoanleitung?

Ein Punkt, den man nicht unterschlagen darf. Der Aufwand, den es für die Produktion eines Videos benötigt, ist vergleichsweise hoch. Und mit diesem Aufwand meine ich zunächst den Aufwand für EINE Sprache. Schwieriger wird es dann, wenn ein Video international funktionieren soll oder eben auf die verschiedenen Vertriebsnationen gemünzt wird. Relevanz bekommt an dieser Stelle der Begriff „Lokalisierung“.

Wie kann man Videoanleitungen gut lokalisieren?

Lokalisierung beschreibt die Anpassung eines Contents an die regionalen/nationalen Standards. Das betrifft kulturelle Aspekte, religiöse Gepflogenheiten und technische Standards.

Deswegen sollten Sie bereits bei der Konzeption eines Videos den Aspekt „Lokalisierung“ beachten und entweder:

  • Mehr Budget für mehrere, länderspezifische Videos einplanen
  • Möglichst neutral und international denken

Die einfachste Möglichkeit, Inhalte in verschiedene Sprachen zu transferieren, sind Untertitel.

Was sollte man bei Untertiteln für Videoanleitungen in der Technischen Redaktion beachten?

Fangen wir vorne an: Was bedeutet Untertitelung genau? Alle gesprochenen Inhalte eines Films werden durch die Untertitelung verschriftlicht und synchron zum Gesprochenen eingeblendet. Hier sind kompakte, übersichtliche Formulierungen gefragt. Eine Fähigkeit des Schreibens, die wir als Technische Redakteur:innen perfekt beherrschen!

Diese Untertitel benötigen jedoch Platz, den Sie beim Konzipieren des Videos mit einberechnen müssen. Folgende Regeln sollten bei der Erstellung von Untertiteln beachtet werden:

  • 40 Zeichen pro Zeile
  • 2 Zeilen pro Untertitel
  • 2-4 Frames zwischen den Untertiteln (um durch die Lesepause zu verdeutlichen, dass ein Satz vorbei ist und ein neuer startet)
  • Möglichst keine Trennung von Sinneseinheiten, sondern mit „und“ oder „oder“ zum nächsten Untertitel springen
  • Standzeit angemessen einstellen (Standzeit der Untertitel richtet sich nach der Länge und der verfügbaren Zeit, bis der nächste Untertitel folgen muss)

Nicht nur in den Zielsprachen, sondern auch bereits in der Ausgangssprache sind Untertitel unserer Meinung nach ein Muss. So liefern wir bereits in der Ausgangssprache eine barrierefreie Version, welche für hörbehinderte Menschen funktionieren. Aber auch für Nutzer von mobilen Endgeräten in öffentlichen Situationen sind Untertitel eine Hilfe.

Fazit

In anbetracht der schnelleren Erfassung der Informationen in einem Video durch die visuelle und auditive Unterstützung, die ein solches Erklärvideobietet – ist dieses Medium hervorragend dafür geeignet komplexe Sachverhalte schneller an die Zielgruppe heranzutragen. Dabei sind Sie als Technische:r Redakteur:in prädestiniert, komplexe Sachverhalte einfach zu erklären, bildlich als auch textlich.

Gleichzeitig ist es so, dass bei Erklärvideos Kosten- und Nutzen sehr genau abgewogen werden müssen, um die deutlich höheren Aufwände für die Erstellung dieser Art der Technischen Dokumentation, wirtschaftlich und nutzbringend in Ihre Informationslandschaft einzubinden. Geschickt erstellt, lassen sich Videos sehr gut, auch abseits der Technischen Redaktion, gewinnbringend in vielen Bereichen des Unternehmens einbringen – das gilt übrigens nicht nur für Videos, sondern für nahezu alle Informationen, die Ihnen in der Technischen Redaktion vorliegen.

Damit das auch funktioniert, gehören Videokonzepte sorgfältig geplant und nachhaltig, vor allem im Bezug auf die Lokalisierung, erstellt. Anderenfalls wird so ein Videoprojekt schnell mal zum Fass ohne Boden.

Wie ist das bei Ihnen? Nutzen Sie bereits Videos in der Technischen Kommunikation oder planen Sie vielleicht demnächst damit loszulegen?