Kennst du den Begriff „Beigelung“, gesprochen „Be-Igelung“? Dabei geht es nur sekundär um die kleinen stacheligen Tiere. Vielmehr geht es um die Markierung von Grafiken, um Bauteile oder bestimmte Stellen zu benennen. Mittels Linien wird eine Stelle in einer Grafik markiert und am Rand oder außerhalb des Bildes benannt. In diesem Artikel zeigen wir dir

  • wann eine Beigelung Sinn macht,
  • welche Beigelungstypen es gibt
  • und auf was du achten solltest.

Los geht’s!

 

Wozu soll ich beigelte Grafiken in meine Technische Dokumentation einfügen?

Besonders in Darstellungen von komplexen Geräten, Maschinen oder sonstigen Produkten, erkennt der Laie nicht auf den ersten Blick, aus welchen relevanten Baugruppen das Produkt besteht und wo sich was am Produkt befindet. Genau da setzen schlaue Technische Redakteur:innen dann den Gedanken an, das Produkt in seinen Teilen zu benennen. So lernen die Leser:innen nicht nur das Produkt, sondern auch die Terminologie der einzelnen Teile kennen. Das ist super Vorwissen, wenn später in der Anleitung dann mit den Teilen des Produkts interagiert werden muss. Wir können hier also schon festhalten: Das Produkt zu zeigen und seine Bauteile/Schaltflächen/Hebel/Knöpfe etc. zu benennen, schafft Vertrauen in den späteren Umgang mit dem Produkt und schafft terminologisches Vorwissen, was zu einer bessere Verständlichkeit der Instruktionstexte führt.

Doch wie zeigen wir das Produkt?

 

Wie stelle ich mein Produkt in solchen Grafiken dar?

An sich gibt es zwei Darstellungsgrundsätze: Das Produkt im zusammengesetzten Gesamtzustand zeigen oder als Explosionsgrafik mit den einzelnen Bauteilen bzw. Baugruppen.

Mit welcher Art der Darstellung kommen die Nutzer:innen besser klar? Ist es ein Produkt, wo es einfach ist, es so zu sehen, wie es auch vor einem steht? Oder ist es ein Produkt, was zum Beispiel selbst zusammengebaut werden muss? Oder ein Produkt, bei welchem man den inneren Aufbau kennen muss? Dann kann eine Explosionsgrafik die bessere Wahl sein.

Wichtig ist, dass alle wichtigen Teile gezeigt werden. Nur so können wir diese dann auch beschriften. Dafür kann es auch mal eine Lupendarstellung oder eine zweite Grafik brauchen. Es kommt auf die Eindeutigkeit an!

Auch die grafische Darstellung an sich kann variieren. Möglich sind:

  • Fotografie
  • 3D-Modell
  • Strichzeichnung
  • Abstrahierte Flächendarstellungen

Was eignet sich für dein Produkt am besten? Eine Fotografie spiegelt am meisten das wieder, was der Nutzer bzw. die Nutzerin vor sich sieht. Aber auch eine Abstraktion in Form einer Grafik kann Vorteile haben. Zum Beispiel kann man unwichtige Elemente ausblenden oder nur schemenhaft darstellen. Besonders bei großen Anlagen mit unzähligen Sichtfenstern, Knöpfen und Hebeln kann durch eine Abstraktion eine bessere Verständlichkeit erzielt werden.

 

Wie markiere ich die Bauteile?

Ein Bauteil kann ganz unterschiedlich markiert werden: Mit einem Strich, einem Pfeil, einer Umkreisung,  einer Nummerierung… theoretisch mit jeglichem Symbol. Nachfolgend stellen wir euch ein paar Möglichkeiten und Vor- und Nachteile dieser Varianten vor.

Die vermutlich gängigste Methode ist die Beigelung mit einem Strich. Dieser führt vom dem zu benennenden Bauteil zur Benennung. Der Strich kann dabei nur einen Punkt eines Bauteils treffen. Soll ein Bereich eines Bauteils markiert werden, müsste ein extra Kasten oder eine Umkreisung gemacht werden, von der dann der Strich wegführt.

Diese Art der Markierung ist somit sehr einfach und punktuell, eignet sich jedoch schlecht um Bereiche zu markieren.

Um den Markierungspunkt noch präziser zu setzen, eignet sich eine Pfeilspitze am Ende der Linie. So kann mit dem Markierungsstrich noch genau gezeigt werden, auf welches Element des Produkts Bezug genommen wird. Doch gleicher Nachteil: Die Pfeilspitze kann nur einen Punkt eines Bauteils treffen. Soll ein Bereich eines Bauteils markiert werden, müsste der Pfeil ebenfalls auf einen extra Kasten oder eine Umkreisung treffen.

Diese Art der Markierung eignet sich besonders bei nah aneinander liegenden Bauteilen, die eine genaue Differenzierung benötigen.


Statt am Ende des Markierungsstrichs die Benennung zu schreiben, kann auch eine Nummer gesetzt werden, die dann ein einer Legende einer Benennung zugeordnet wird. Diese Art der Beigelung ist jedoch die kognitiv herausforderndste. Die Leser:innen müssen Benennung und Bauteil mit einem extra Zwischenschritt, also über den Zahlencode, zusammenbringen.

Manchmal kommt um diese Methode aber kein Weg herum, da nicht immer ausreichend Platz neben/unter/über einer Grafik für das Ausschreiben aller Benennungen ist.


Kognitiv einfacher ist es da, wenn man die Ziffer direkt auf dem Bauteil platziert. Dafür muss das Bauteil jedoch

  1. groß genug sein.
  2. in seiner Form abgrenzbar sein.
  3. weit genug weg von anderen zu markierenden Bauteilen sein.

Durch Farbcodes statt Zahlen kann man in einer farbigen Doku noch einfacherer verständliche Ergebnisse schaffen.

Eine Markierung – viele Möglichkeiten. Wir haben dir eine Auswahl gezeigt, der genauen Umsetzung ist jedoch keine Grenze gesetzt. Wichtig ist nur, dass die Nutzer:innen eindeutig verstehen welches Bauteil wie heißt und das eben mit möglichst wenig Aufwand. Solche Grafiken sollte nie schmückendes Beiwerk sein, sondern nur eingesetzt werden, wenn die Nutzer:innen die Bezeichnungen der Bauteile auch wissen müssen. Wie immer gilt der Grundsatz: So viel wie nötig und gleichzeitig so wenig wie möglich an Informationen zur Verfügung stellen. So macht Doku dann auch Lust statt Frust!